Vor ca. 30 Jahren machte ich meine ersten Erfahrungen mit dem Spinnrad. Damals hat mir meine Mama einen Wollfärbekurs bei einer Ihrer Bekannten geschenkt. Die Verarbeitung der Fasern hat mir so fasziniert, dass ich mein erstes Spinnrad, ein Louet S15, gekauft habe. Die ersten Spinnversuche waren nicht das was ich mir vorgestellt hatte und der Erwerb von Fasern war gelinde gesagt schwierig. Die Angebote waren eher zum Filzen gedacht als zum Spinnen. So wanderte das Rad in die Ecke und war mehr Zierde als Gebrauchsgegenstand. Das alltägliche Leben mit Familie tat sein übriges. 22 Jahre später; meine Nichte beginnt eine Ausbildung zur Weberin und eine Arbeitskollegin erzählt mir, dass ihre Mama Alpakas hat, bring mich wieder auf den Gedanken das Rad zu aktivieren. Also Alpakafasern besorgt und los gings. Dass Alpaka gar nicht so einfach zu verspinnen sind musste ich dann auch feststellen. Auf Nachfrage bei meiner Nichte ob sie mir nicht ein paar Tipps geben könnte (sie musste in ihrem Ausbildungsbetrieb auch spinnen lernen), meine sie nur, schau doch mal im Internet. Warum bin ich da nicht selber drauf gekommen? So fand ich Chantimanou und hab den erst möglichen Kurs bei ihr gebucht. Der fand in Wien statt und war die Grundlage für alle mein jetziges Wissen. Die nächsten Jahre habe ich alles mit dem Louet S15 gesponnen. Sogar den Edelfaserkurs beim Spinntreffen der Handspinngilde konnte ich erfolgreich absolvieren, obwohl die Kursleiterin meinte \“Das Rad ist nicht geeignet dafür\“. Mit ein paar Tricks geht das alles.
Louet S15
Ein flügelgebremstes Rad (irish tention) mit einem einfachen Tritt, das eher für dickere, robustere Garne oder Artyarns geeignet sein soll. Meiner Erfahrung nach geht da viel mehr. Ich habe das Rad wirklich lieben gelernt. Derzeit ist es an eine Freundin verliehen, die bei mir das Spinnen gelernt hat. Das einzige Manko war die Transportabilität. Also machte ich mich auf die Suche nach einem \“Zweitrad\“.
Louet S95
Beim Treffen der Handspinngilde 2019 hatte ich die Gelegenheit verschiedene Räder auszuprobieren und war mit dem Ashford Joy sehr zufrieden. Das hätte es eigentlich werden sollen, bis ich im Februar 2020 zum Seidenspinnkurs war. Dort hat mir eine Teilnehmerin von ihrem S95 vorgeschwärmt und ich konnte es auch ausprobieren. Nach ausführlicher Recherche fiel meine Entscheidung. Grundlage war: Ein Rad das einen Doppeltritt hat, transportabel ist und sehr vielseitig eingesetzt werden kann. Das geringe Gewicht und die Umbaumöglichkeit von Spulen- auf Flügelgebremst (irish und scotch tention) sowie der Hochgeschwindigkeitswirtel haben den Ausschlag gegeben. Mein Weihnachtsgeld wurde also in ein neues Spinnrad mit Zubehör investiert. Bisher hab ich es nicht bereut, auch wenn die Version Flügelgebremst nicht für das geeignet ist was ich vor hatte. Da das Schwungrad kleiner ist als bei meinem S15 ist es nicht wirklich dafür geeignet Garne zu zwirnen, bzw. man muss ganz schön viel treten um den nötigen Drall aufzubringen. Es ist super leicht und lässt sich in der Tasche prima mitnehmen.
Ashford Traditional zweifädig
Kurz nachdem ich das Louet S95 bekommen hatte schrieb eine Spinnerin in unserer Gruppe, dass sie ihr gebraucht gekauftes Ashford Taditional wieder verkaufen würde, da sie nicht damit zurecht kommt. Mein Gedanke war es zu kaufen, auszuprobieren und dann an meine Freundin weiterzugeben, damit ich mein S15 zum Zwirnen wiederbekomme. Tja, was man sich nicht so alles vornimmt. Gesagt, getan, Rad gekauft. Als ich das Tradi zuhause hatte stellte ich fest, dass es nicht fachgerecht repariert wurde und ich nahm ein paar Korrekturen vor. Was soll ich sagen, ich hab mich verliebt. Spinnen an diesem Rad ist sowas von entspannend und mach solche Freude dass ich es nicht mehr hergebe. Am liebsten spinne ich im langen Auszug an diesem Rad. Den einzigen Kritikpunkt den ich anbringen könnte wäre das Wechseln der Spulen. Das geht nicht so einfach wie am S95, darüber kann ich aber hinwegsehen.